Welche Themen werden die Branche 2024 bewegen?

Wer Mitte Januar bei der opti war, wird meine Einschätzung, welche Themen die Branche 2024 bewegen, vermutlich nicht mehr benötigen. Ich könnte auch sagen, wer am Rodenstock-Stand war, sollte bestens informiert sein, worauf es in der nahen Zukunft ankommt – zumindest, wenn ich die Frage rein augenoptisch betrachtet beantworte.

Ich selbst fühle mich durch die opti bestätigt in meiner Annahme, was in diesem Jahr besonders wichtig wird, besser: bleibt. Als Chefredakteur der eyebizz und als Gastgeber diverser Webinare muss ich ja ein bisschen voraus denken. Für und mit der eyebizz plane ich derzeit das Programm der eyebizz Conference am 15. und 16. Juni in Mannheim – Thema: Augengesundheit und Myopie-Management. Ich meine, damit liegen wir mindestens für dieses Jahr goldrichtig.

Noch mal zurück zur opti. Kaum ein anderes Thema stand dort so im Mittelpunkt meiner Unterhaltungen mit Kolleginnen und Kollegen wie das Screening und die Optometrie beim Augenoptiker, unterstützt durch Künstliche Intelligenz oder möglichen Kooperationen mit Augenärzten. Wer mich kennt, weiß, dass ich die Themen Screening, optometrische Dienstleistungen und die Augengesundheitsversorgung durch und beim Augenoptiker immer schon als äußerst relevant eingestuft habe. Nicht nur, um Auffälligkeiten am Auge zu entdecken und eine Rolle in der Versorgung der Menschen hierzulande einzunehmen. Sondern vor allem, um sich als Expertin und Experten für das Sehen am Markt zu positionieren, um sich abzugrenzen, sich für die Zukunft zu wappnen und die Kundenerwartungen von morgen schon heute zu erfüllen.

Dass das Thema nun so viel Beachtung bekommt, liegt augenscheinlich an einem neuen Screening-Angebot eines nicht so unbedeutenden Augenoptikers unserer Branche und generell am Interesse an der Optometrie, das längst auch Filialisten zeigen. Ich sehe das übrigens eindeutig als Katalysator, als Türöffner – der die Nachfrage auf Seiten der Verbraucher in Gang bringt und möglicherweise auch manchen Verbandsvertreter oder gar Politiker zum Nachdenken anregt. Was hier passiert, wird allerorten wahr und ernst genommen: Spätestens jetzt sollten alle unabhängigen Augenoptiker auf den Zug aufspringen: in Deutschland mögen die Züge spät abfahren, aber irgendwann fahren sie doch! Wer noch ein Ticket benötigt, in der Ausgabe 02.2024 der eyebizz gehen wir ins Detail, an dieser Stelle wende ich mich aber nun dem zweiten bewegenden Thema zu.

Wenn ich mit Screenings die älteren Leute ver- und umsorge, warum sollte ich dann die Augengesundheit nicht ganzheitlich betrachten und mich mit einem ordentlichen Myopie-Management nicht auch um neue Kunden bemühen - Kunden, die langfristig Kunden bleiben und in den meisten Fällen nicht alleine ins Geschäft kommen?

Augengesundheit und als Unterdisziplin Myopie-Management werden die kommenden Jahre die Themen der Branche sein, nicht nur 2024. Womit ich nicht sage, dass sie die neuen Umsatzbringer werden. Aber sie sind die Eintrittskarte, um zukünftig im Konzert der Erfolgreichen mitspielen zu können. 08/15-Gläser können überall gekauft werden, für das optimale Sehen und das Wohl meiner Augen gehe ich doch lieber zum Fachmann – und natürlich zur Fachfrau, weil auch das Gendern uns 2024 überall begleiten wird!

Zum Schluss noch ein anderes brennendes Thema: Der Fachkräftemangel. Wie beim Screening ist auch hier nicht die Technologie alleine die Lösung. Es geht vielmehr in Richtung Employer Branding, die Betriebe müssen sich aufhübschen, vernünftig aufstellen und deren (neue) Attraktivität nicht nur potenziellen Kunden erzählen. Ein Thema, das auch über 2024 hinaus noch in vielen Kapiteln erzählt und diskutiert werden wird – vielleicht darf ich ja nicht einmal einen Gastbeitrag schreiben?

Zum Autor

Ingo Rütten ist Chefredakteur des Fachmagazins eyebizz und bietet über seine Plattform Partnerauge viele Webinare zu den relevanten und topaktuellen Themen der Branche an. Als Augenoptikermeister hat er sich nach der Zeit im Betrieb in verschiedenen Positionen zum Branchenexperte entwickelt, immer am Puls der Zeit und immer auf der Suche nach den Themen, die die Branche bewegen. Nicht zuletzt deswegen, hat er sich im vergangenen Jahr zum Nachhaltigkeits-Manager weitergebildet.

Bildquelle: FocusBlue-Fotogalerie